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Der Ruf Von Ibrahim

von Muhammad Alshareef

Als Ibrahim (Alaihis salaam) mit der Errichtung der Kabah fertig war, befahl ihm Allah (Subhanahu wa ta`ala), die Leute zur Hajj zu rufen! Ibrahim (Alahihis salaam) fragte: „O Allah! Wie soll meine Stimme all die Leute erreichen?“ Allah (Subhanahu wa ta`ala) antwortete ihm, dass es lediglich seine Aufgabe sei, den Ruf zu tätigen und dass Allah dafür sorgen würde, dass es die Leute erreicht.

Ibrahim (Alaihis salaam) bestieg also den Berg Arafat und schrie so laut er konnte: „O Leute! Wahrlich, Allah hat euch die Hajj als Pflicht auferlegt; so verrichtet die Hajj!“

Allah (Subhanahu wa ta`ala) offenbarte im Qur`an: „Und rufe die Menschen zur Pilgerfahrt auf. Sie werden zu Fuß und auf jedem mageren Kamel aus allen fernen Gegenden zu dir kommen, ... [QS. 22:27)]

Bis zum heutigen Tag folgen Millionen über Millionen von Muslimen dem Ruf von Ibrahim (Alahihis salaam). Vielleicht wirst du dieses Jahr auch zu denjenigen gehören, die dem Ruf folgen.

Amr Ibn Al `Aas berichtete: Als der Islam mir von Allah in mein Herz gegeben wurde, kam ich zum Propheten und sagte: „ Gib mir deine rechte (Hand), damit ich dir Baiya [Treueeid] gebe.“ Als er seine rechte Hand ausstreckte, hielt ich meine Hand zurück. Er fragte: „Was ist (mit) dir, Amr?“ „Ich erwiderte: „Ich will eine Bedingung (stellen).“ Er fragte: „Was für eine Bedingung?“ Ich antwortete: „Dass mir (meine bisherigen Missetaten) vergeben werden.“ Er sagte: „Weißt du nicht, dass der Islam (alles) vernichtet, was vorher war, dass die Hijrah (alles) vernichtet, was vorher

und dass die Hajj (alles) vernichtet, was vorher war?“ - Bucharie und Muslim

Hajj ist die fünfte Säule, auf der der Islam steht. Allah (Subhanahu wa ta`ala) hat es jedem Muslim (Mann oder Frau) der in der Lage dazu ist, als Pflicht auferlegt, dieses zu erfüllen; mindestens einmal im Leben. Allah sagt: Und der Menschen Pflicht gegenüber Allah ist die Pilgerfahrt zum Hause, wer da den Weg zu ihm machen kann. Wer aber ungläubig ist - wahrlich, Allah ist nicht auf die Welten angewiesen. [QS. 3:97]

Die Verrichtung des Hajj wäscht alle Sünden weg. Abu Hurairah berichtet: „Ich hörte den Propheten sagen: „Wer auch immer die Hajj verrichtet und dabei keine Rafath (Obszönität) von sich gibt und keine Fusuq (Übertretung) tätigt, der kehrt (frei von allen Sünden) wieder zurück, wie am Tage, an dem seine Mutter ihn zur Welt brachte.“ (Sahih Buchari)

Hajj ist eines der größten Taten, die jemand in seinem Leben verrichten kann. Abu Hurairah berichtet: Der Prophet wurde gefragt: „Welche Tat ist die Beste?“ Er antwortete: „Iman an Allah und seinem Gesandten zu haben.“ „Und was dann?“ „Jihad um Allahs Willen.“ „Und was dann?“ „Hajj Mabrur, die Hajj die von Allah (Subhanahu wa ta`ala) angenommen wird.“

Abu Sha`thaa sagte: „Ich betrachtete die guten Taten, die eine Person tut. Ich fand, dass das Salaat (Gebet) ebenso wie das Fasten ein Jihad für den Körper ist. Sadaqa betrachtete ich als einen Jihad für das Vermögen einer Person. Aber die Hajj ist ein Jihad des Körpers als auch des Vermögens!“

Hajj ist der größte Jihad. Aisha (Radiallahu anha) fragte den Propheten (sal Allahu alayhi wa sallam): „Wir denken, dass der Jihad die Beste Tat ist. Sollten Wir (Frauen) nicht auch Jihad machen?“ Der Prophet antwortete: „Der beste Jihad ist vielmehr der Hajj Mabrur!“ Aisha sagte später: „ Ich habe es nie wieder unterlassen, die Hajj zu verrichten, nachdem ich das von Rasul Allah hörte.“

Die Dua desjenigen, der die Hajj verrichtet, wird inshAllah angenommen werden. Der Prophet (sal Allahu alayhi wa sallam) hat gesagt: „Der Soldat auf dem Weg Allahs und derjenige, der die Hajj verrichtet, und derjenige, der Umra macht, gehören allesamt zur Delegation Allahs! Er rief nach ihnen und sie antworteten. Und sie haben Ihn gebeten, und Er wird Ihnen geben (wonach sie bitten).“ (Ibn Majah und Ibn Hibban – Sahih)

In den Islamischen Geschichtsbüchern wird überliefert, dass am Tage von Arafat, ein Mann aus Turkmenistan auf den Ebenen von Arafat stand (während der Hajj). Zu seiner Linken war alles, was er sah, Muslime, die weinten und zu Allah beteten (Subhanahu wa ta`ala). Zu seiner Rechten war alles, was er sehen konnte, Muslime die weinten und zu Allah beteten (Subhanahu wa ta`ala). Aufgrund seiner volkstümlichen Sprache, konnte er den langen Gebeten der anderen nicht folgen. Mit diesem Bewusstsein verschwamm alles vor ihm, sein Gesicht fing an rot zu werden, seine Augen wurden überschwemmt von Tränen als er seine Hände in den Himmel streckte und schrie: „O Allah! Gib mir alles was sie verlangen. Gib mir alles was sie verlangen. Und Allah (Subhanahu wa ta`ala) akzeptierte seine Dua.

Es gibt keinen Tag an dem die Sonne aufgeht, die Allah (Subhanahu wa ta`ala) lieber ist als der Tag von Arafat. Der Prophet (sal Allahu alayhi wa sallam) hat gesagt: „Es gibt keinen Tag, an dem Allah mehr seiner Sklaven vom Höllenfeuer befreit werden als am Tag von Arafat. Und wahrlich, Er nähert sich, dann rühmt Er Sich mit ihnen vor den Engeln, und sagt: ’ Was begehren sie?’“ [Sahih Muslim]

Und in einem anderen Hadith heißt es: „ Wahrlich, Allah rühmt sich mit den Leuten von Arafat vor den Bewohnern des Himmels (den Engeln) und sagt: ’Schaut euch meine Diener an, die zu Mir gekommen sind; zerzaust und staubig!’“

Abdullah ibn Mubaarak überliefert: „ Ich ging zu Sufyaan ibn al-Uyaynah als der Tag von Arafat sich dem Ende neigte. Er saß auf seinen Knien, seine Hände in den Himmel gestreckt und Tränen überflossen seine Wangen und seinen Bart. Er bemerkte mich und schaute mich an. So fragte ich ihn: „ Unter all den Leuten, die sich hier zur Hajj versammelt haben; wer ist in der schlimmsten Situation?“ Sufyaan ibn al-Uyaynah sagte: „Derjenige, der nicht daran glaubt, dass Allah ihm verzeiht!“

Aishah,( Radiallahu anha) berichtet: „Der Gesandte Allahs (sal Allahu alayhi wa sallam) pflegte zu beten, bis seine Füße rissig wurden.

Da sagte sie (Aishah): „O Gesandter Allahs, warum machst du so was, während Allah dir doch deine vergangenen und künftigen Sünden vergeben hat?"

Er erwiderte: „O Aishah, soll ich denn nicht ein dankbarer Diener sein?“

Mit diesem Beispiel vom Propheten (sal Allahu alayhi wa sallam) im Hinterkopf sollte man sich doch die Frage stellen, wie sollte unsere eigene Einstellung sein, wenn wir vom Paradies und von Vergebung der Sünden hören, für diejenigen die die Hajj verrichtetet haben. Ist es etwa so, dass wir nach der Hajj wieder zurück und in all unsere Ungehorsamkeiten fallen? Bedeutet es, dass uns das Paradies sicher versprochen ist, ganz unabhängig davon, welche Sünden wir nach der Hajj begehen?

Viele Glauben, dass dies tatsächlich der Fall sei. Dies ist jedoch eine sehr gefährliche Annahme!

Ihr werdet in vielen Hadithen bezüglich der Hajj den Ausdruck „Hajj Mabrur“ finden. Wisst ihr was Mabrur bedeutet? Es bedeutet ein „akzeptierter Hajj“. Ein Hajj Mabrur ist einer, bei dem Allah (Subhanahu wa ta`ala) keine Ungehorsamkeit entgegengebracht wurde; sowohl während als auch danach. Andere Aussagen besagen, dass ein „Hajj Mabrur“ einer ist, der akzeptiert wird; und das Zeichen dafür, dass es akzeptiert wurden ist, dass eine Person in einem besseren Zustand geht als er gekommen ist und dass er die Sünden, die zwischen ihm und Allah (Subhanahu wa ta`ala) sind, nicht weiter fortsetzt.

Ich sah einst eine Gruppe von Hajjis mit all ihren Utensilien. Auf ihren T-Shirts und Mützen stand „Hajj Mabrur 1997!“ Ich erinnerte mich daran, wie Ibn Umar auf seinem Sterbebett lag und sein Sohn ihn an all die guten Taten erinnerte, die er mit dem Propheten (sal Allahu alayhi wa sallam) und den Sahaba verrichtet hatte.

Er (Ibn Umar) antwortete ihm: „Sei still! Weißt du denn nicht, von wem Allah akzeptiert? Wahrlich Allah akzeptiert NUR von den Gottesfürchtigen (Al-Muttaqun).“

Als Ali ibn Al-Hussain (Radiallahu anhu) seinen Ihram trug, aufrecht sitzend auf seinem Kamel, bereit für die Reise nach Mekka. Seine Gesichtsfarbe änderte sich, sein Körper zitterte und er weinte dermaßen, dass er nicht in der Lage war, die Talbiyyah (Allahumma Labbayk) auszusprechen. Einer fragte ihn, was denn los sei? Und er antwortete: „Ich habe Angst, dass wenn ich es sage, es geantwortet wird: „La Labbayka wa La Sa`adayk (Mögest du niemals kommen und mögest du nie Zufriedenheit haben)!“

Lasst uns in diesem Sinne vorwärts marschieren auf der Suche nach Allahs (Subhanahu wa ta`ala) Barmherzigkeit und seiner Vergebung – zum ersten Haus von Allah (Subhanahu wa ta`ala) auf Erden. Zur Hajj!

Ihr habt vielleicht vom Zwischenfall der Hajj 1996 gehört, bei der ca. 600 Menschen gestorben sind. Es war zur Dhuhr Zeit, als es sich ereignete. Ich saß dort und wartete seit dem frühen Morgen und wartete darauf, dass es Mittag wurde, damit ich meine Steinchen werfen konnte. Ungefähr 30 Minuten vor Dhuhr fiel eine Welle von Menschen wie Dominos über uns herein. Ich sagte schon vorher zu mir selbst, dass ich, falls es eine Notsituation wie diese geben sollte, hoch auf einen Bus oder etwas anderes Hohem aufspringen müsste, um mich vor der Masse zu retten. Jetzt kam die Situation, vor der ich mich gefürchtet hatte. Mein Freund fragte: „Was sollen wir tun?“ Mit einem Blick auf das Meer von Leuten, wusste ich, dass es keine Möglichkeit gab, dem Menschenstrom entgegen zu gehen und so rief ich: „Gehe und wirf deine Jamarat.“

Menschen sind an dem Tag gestorben! Man hörte Ambulanzsirenen und Hubschrauber flogen über uns das Gebiet ab. In diesem Moment des Schmerzes und der Erschöpfung, meinen Freund verloren zu haben, saß ich angelehnt mit meinen Rücken an den Rücken einer Schwester. Wir beide realisierten erst gar nicht, was wir da taten. Ich konnte nun ein bisschen fühlen, was der Prophet (sal Allahu alayhi wa sallam) meinte, als er sagte, dass die Leute am Jüngsten Tag nackt sein würden und Aishah (Radiallahu anha) ihn fragte: „Werden sich die Männer und die Frauen denn nicht ansehen können?“ Und er antwortete: „Aishah, die Angelegenheit wird zu ernst sein, als dass die Leute sich darum kümmern würden.“

Ich sah 3 Männer, die unruhig nach ihrem Freund Ausschau hielten und ich saß einfach dort und starrte sie an. Auf einmal überkam ihre Gesichter die Freude. „Ahmad! Ahmad!“ riefen sie und einer von ihnen, dessen Freude zu stark war weinte und weinte.

Zurück zur Ka`bah hinkend, fand ich ein Platz mit Schatten spendenden Bäumen und einer Terrasse, welche zu einer Villa führte. Der Besitzer, ein älterer Mann, schaute sich all die Menschen an, die vorbei gingen. Und ich saß dort und schaute ihn an.

Einige Leute sind zu ihm hingegangen und baten ihn um ein Glas Wasser. Er hetzte ins Haus hinein um das kälteste Wasser zu holen, das er auftreiben konnte. Sie beteten für ihn aus dem tiefstem Herzen. Ich wusste, was für eine Dua das war, weil ich den selben Durst verspürte, wie all die anderen. Sobald er jemanden sah, der einen kranken Eindruck machte, sprang er auf den Weg und bat ihn herein, er gab ihm zu essen und stellte ein Bett bereit, damit er sich ausruhen konnten.

Ich war zunächst schüchtern, jedoch überkam mich der Durst und ich fragte ihn nach Wasser. Ich war dort bereits eine geraume Zeit und nachdem ich ihn fragte, bemerkte er, dass er mir bis dahin noch nichts angeboten hatte. Er rannte wieder rein ins Haus und brachte mir Wasser und kleine Fruchtsaftpakete. Ich dachte nach über diesen Mann, als ich mich wieder aufmachte zur Ka`bah. Wenn ein Mensch so barmherzig zu denjenigen war, die zur Hajj kamen, diejenigen Menschen die aus keinem anderen Grund kamen als „La ilaaha illla Allah“ zu sagen, wie barmherzig würde dann Allah (Subhanahu wa ta`ala) zu diesen Hajjis sein?

Wahrlich, der Prophet sagte: „und für einen angenommen Hajj gibt es keinen geringeren Preis als Jannah!“